«ZUHAUSE IST DORT, WO DEIN HERZ IST»
Sich zu Hause fühlen im eigenen Körper, im Haus, in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten, in der Familie.
Glücksgefühl.
Eins sein mit sich selbst und allem.
Die Fähigkeit, Empathie zu empfinden.
Auf die 'innere Stimme' hören.
In dieser Ruhe geschieht Heilung von emotionalen Wunden.
Käferfest auf einer Bananenschale
Es war einmal ein kleiner Käfer. Schwarz war er und unscheinbar auf seinen sechs dünnen Beinchen. Eines Tages, als er im Gebüsch entlang der Landstraße krabbelte, wurde er plötzlich von einem atemberaubenden Duft überrascht. „Du, das riecht ja total fulminant nach Folklore und Abenteuer“, sagte er zu seiner Freundin, die hinter ihm her stolzierte. Es war an einem dieser vielen trüben Regentage, an denen man gähnt und Däumchen dreht, abwartet und Tee trinkt, dort im Unterholz nahe der Überlandstraße. Rundherum lag Unrat entlang dieser Strecke. Leute schmissen ihren Abfall beim Vorbeifahren einfach über Bord. Manchmal war das echt schlimm für die kleinen Kriecher. Da landete ab und an mal ne Blechdose auf einem und weg war man. Doch heute schien ein Glückstag zu sein. „Das ist ominös berauschend! Komm, wir rufen die anderen herbei. Lass uns eine Duft-Fiesta feiern!" sagte die Freundin. Und schwups war sie weg.
Obwohl ihm die Idee vom Fest mit den andern gefiel, hatte er keinen Bock sich von dieser himmlischen Duftwolke zu entfernen. Von ihr umhüllt hockte er glücklich auf einer leuchtend gelben Unterlage, die sich weich und samtig anfühlte. Er war im Schlaraffenland gelandet! Und trocken war’s auch noch unter dem dichten Blätterdach des Haselstrauchs.
In dieser Pracht aus Duft, Gemütlichkeit und honigfarbiger Schönheit schwanden ihm die Sinne und er begann von einem fernen Land zu träumen, in dem alle Bäume und Sträucher in diesem herrlichen Gelb leuchteten und es nur diesen himmlischen Hauch gab. Es fühlte sich an, als ob die warme Sonne ihn ganz persönlich umarmte und liebkoste und hätschelte und tätschelte. Noch nie war ihm so behaglich ums Herz. Während er diese Glückseligkeit einsog, bemerkte er, wie seine sechs dünnen Beinchen kribbelten. Sie wirkten plötzlich so anmutig und elegant, als hätte er soeben im Ballett des Schwanensees getanzt. Die Musik der Ouvertüre hallte noch in seinen Ohren nach.
„Hallo, mein Freund!“, schallte es dicht neben ihm. Das Gezirpe einer ganzen Schar von Freunden holte ihn aus seinem Traum zurück. Alle seine getreuen Mitkäfer von der Müllkippe krabbelten herbei, um mit ihm den glorreichen Duft von fulminanter Folklore und Abenteuer zu feiern. Noch immer war er von der Liebkosung der Sonne durchdrungen, noch immer kitzelten seine freudigen Beinchen, noch immer war er überglücklich, in diesem herrlich gelben Paradies zu sein. „Willkommen, ihr lieben Käferfreundinnen und Käferfreunde! Heute ist ein Tag der Fröhlichkeit! Lasst unsere Herzen singen und jubeln! Kommt, wir tanzen den Ringelreihen!“
Jung und Alt krabbelte herum und im Handumdrehen bildete sich ein Kreis. Alle hockten auf ihren vier Hinterbeinen und reichten sich mit den vorderen die Hände und begannen sich im Kreis zu drehen. Die Regentropfen trommelten einen Salsa-Rhythmus auf das Blätterdach über ihnen. Mit den mittleren Hinterbeinen zirpten sie fröhlich wie Grillen.
Währenddem sie so tanzten kullerten Tränen aus den Augen des kleinen Käfers: sie waren eins! Ja, es fehlte zwar der Grossvater, der vor kurzem gestorben war. Ja, auch seine Schwester fehlte. Sie war erst am Vortag von einem Vogel aufgepickt worden. Und einige Freunde fehlten, deren Leben auf diese oder jene Käferart zu Ende gegangen war. Aber sie sind trotzdem eins!
Jedes Mal, wenn sie ein Fest feierten, überkamen ihn diese Freudentränen.

One-ness (Eins-sein)