«GLÜCKSKIND»
Als Person:
vertrauenswürdiger Bote, ein Kind
Eigenschaften:
Hemmungslos glücklich.
Empfangen - teilen - empfangen - weitergeben - empfangen - loslassen.
Immer offen für neues Glück.
'Wenn die eine Blume verwelkt ist blüht nebenan eine andere.'
Das Märchen "Hans im Glück" der Gebrüder Grimm ist eine ausgezeichnete Illustration des Karo-Buben.
Man kann das Märchen aus verschiedenen Perspektiven betrachten.
Hans kann als ein Einfaltspinsel gesehen werden, der nicht mit materiellen Gütern umzugehen weiß und alles verspielt.
Oder man kann in Hans einen unschuldigen Burschen erkennen, der sich mehr und mehr von hemmender Last befreit. Der, auch wenn er betrogen wird, mit frohem Gemüt und leichtem Herzen weitermacht und mit leeren Händen glücklich nach Hause zurückkehrt.
Hans im Glück
(nach dem Original zusammengefasst)
« Nach siebenjähriger Arbeit bei seinem Lehrmeister wollte Hans zu seiner Mutter nach Hause zurückkehren. Für seine hingebungsvolle und ehrliche Arbeit wurde er mit einem Goldklumpen von der Größe seines Kopfes belohnt. Mühevoll schleppte Hans sich dahin.
Er begegnete einem Reiter. Ohne jede Anstrengung trabte dieser dahin. „Ach was ist das Reiten für ein schönes Ding! So bequem möchte ich es auch gerne haben“, sagte Hans zum Reiter. Nach einem kurzen Gespräch mit ihm kam es, dass Hans sich seiner schweren Goldlast entledigte. Glücklich und erleichtert sass er nun auf dem Pferd und machte sich mit neuem Schwung auf und davon. Doch ehe er sich’s versah landete er in einem Graben. Der Gaul hatte ihn beim Traben abgeworfen.
Ein dahergehender Bauer mit einer Kuh konnte das durchgebrannte Pferd einfangen und brachte es dem armen Hans zurück. „Ach wie gut ist es doch eine Kuh zu haben. Da kann man so gemächlich dahinlaufen und hat obendrein noch jeden Tag Milch, Butter und Käse!“, sagte Hans zum Bauer. Der Bauer war bereit zum Tausch. Hans trieb nun seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen Handel. In großer Freude aß er alle seine Vorräte auf einmal auf, denn nun hatte er ja die Kuh. Auf einer Heide angelangt war ihm durstig. Er kniete sich nieder um die Kuh zu melken. Aber egal, wie sehr er es auch versuchte, es kam kein Tropfen Milch heraus. Seine ungeschickten Melkversuche wurden von der Kuh mit einem heftigen Tritt gegen seinen Kopf beantwortet.
Glücklicherweise kam, während er dort lag, ein Metzger vorbei. Er trieb ein Schwein vor sich her. Er gab Hans einen Schluck aus seiner Flasche und erklärte ihm, dass diese Kuh viel zu alt sei, um Milch zu geben. Sie war gerade gut genug, um geschlachtet zu werden. Inzwischen liebäugelte Hans mit dem Schwein vom Metzger. „Ich mag kein Kuhfleisch. Wenn ich doch nur ein Schwein hätte wie du. Dann könnte ich es schlachten und hätte obendrein noch Würste.“ Und gleich war es soweit, dass Hans sich den Strick des Schweines in die Hand geben liess.
Als er weiterging, war er erstaunt, wie sich alles immer wieder zu seinen Gunsten wendete. Bei jeder Verdriesslichkeit tauchte andauernd ein neues Glück auf. Dies erzählte er einem Burschen, der ihm mit einer Gans unter dem Arm entgegen kam. Der schlaue Mann berichtete, dass es keine gute Idee wäre mit dem Schwein durch das nächste Dorf zu gehen. Es wäre nämlich gestern eines davon gestohlen worden. Hans würde sicherlich in Verdacht geraten. Dem guten Hans wurde’s Bange. „Kommt, gebt mir Eure Gans und Ihr nehmt mein Schwein, dann kann ich getrost zu meiner Mutter nach Hause zurückkehren und nicht im Knast enden.“ Ohne jede Sorge auf der Welt konnte er das Dorf passieren. Er freute sich schon auf den guten Gänsebraten. Außerdem würde das Gänsefett ein Vierteljahr lang das beste Gänsefettbrot ergeben, und er könnte sich ein Kissen mit den Federn füllen lassen.
Kurz darauf traf er im Dorf auf einen singenden Scherenschleifer. Der sprach vom güldenen Boden seines Handwerks. Auf die Gans unter dem Arm angesprochen erzählte ihm Hans seine ganze Reisegeschichte vom Klumpen Gold bis zur Gans. „Wenn du fortan immer Geld in der Tasche haben willst, so musst du ein Schleifer werden. Weiter brauchst du nichts. Du gibst mir deine Gans und ich schenke dir dafür zwei Steine“, sagte der Scherenschleifer zum verwunderten Hans. Er überreichte ihm einen alten Schleifstein und einen gewöhnlichen Feldstein. Hans lud die Last auf und ging vergnügten Herzens weiter. „Ich muss in einer Glückshaut geboren sein“!, rief er aus.
Als er jedoch anfing, müde und hungrig zu werden, wünschte er sich, diese schwere Last nicht tragen zu müssen. Wie eine Schnecke näherte er sich einem Brunnen. Er legte die Steine auf den Rand und beugte sich über das Wasser um zu trinken. Versehentlich schubste er die Blöcke an und beide plumpsten schnurstracks ins Wasser und versanken. Hans sprang glücklich auf und dankte Gott, dass ihm nun auch noch diese Gnade erwiesen wurde. "Es gibt keinen Menschen unter der Sonne, der so glücklich ist wie ich!" Mit leichtem Herzen und frei sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war.»
Nachträgliche Gedanken zum Märchen:
Warum ist Hans glücklich?
Warum leiden wir?
Hans ist bereit, im Leben zu experimentieren. Wenn ihm das Gold zu schwer wird, hält er nicht an diesem Gewicht fest und leidet, sondern kann es leichten Herzens abgeben. Weil er mit seinen Gefühlen und seinem Körper in Kontakt ist, weiss er von Augenblick zu Augenblick, was ihm wichtig ist und wo seine Grenzen liegen. Es kommt ihm nicht einmal in den Sinn, für die Verlockungen von Erfolg und Reichtum zu leiden.
Wenn er mit dem Pferd nicht zurechtkommt, lässt er sich einfach auf ein neues Experiment ein. Er versucht nicht, der Realität einen Kompromiss aufzuzwingen. Seine Fähigkeit, jederzeit weiterzugehen und sich von ganzem Herzen auf etwas Neues einzulassen, ist sein Glück.

In Search of the Miraculous (Auf der Suche nach dem Wunderbaren)
Liebe Veeno
Zu Deinen Fragen warum er nicht leidet und immer bereit ist anzunehmen was ist, kommt mir:
„Er ist wie das arglose Kind. Er glaubt einfach nicht an das sinnlose Leiden und an Schwere, die sein Herz übertrumpfen sollen.
Er ist nicht am Vergleichen mit irgendetwas und irgendeinem anderen Menschen. So ein wunderschönes, innerlich heiles Kind, das so verbunden ist mit der Schöpfung, dass er instinktiv weiß, es wird immer für ihn gesorgt sein und er muß nicht kämpfen!
Er muß auch nicht wissen wie es ausgeht – es gibt nur eines was das Kinderherz weiß: er wird sich nicht verraten und verkaufen. Warum soll er den Köpfen glauben anstatt dem Herzen?
Wie schön das ist, so ein tapferes Herz, das mit allen Gefühlen umgehen kann, weil er es am Ende abgibt, wenn er nicht mehr weiter weiß – und sich dann auch helfen läßt. Und damit kommen die sinnvollen Geschenke des Lebens, das ihn im Auge hat und stets begleitet.“
Ich mag ihn sehr diesen Kerl und es berührt mein Herz, welches ihm tief drinnen folgen kann –
und mich immer wieder an die Umsetzung in den Alltag erinnert…!
Von Herzen,
Ulrike